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Hausfrauenpsychologie

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Minimalismus

Haben Dinge eine Seele?

6. Januar 2019 By Constanze Leave a Comment

Oder warum Ausmisten oft so schwerfällt

Auch wenn ich wenig von Neujahrsvorsätzen halte, so ganz heimlich nehme ich mir doch manchmal etwas vor, z.B. weniger Plastik-Müll zu produzieren, minimalistischer zu leben oder besser Ordnung zu halten. Damit scheine ich nicht alleine zu sein. Pünktlich zum Neustart in 2019 hat Netflix eine neue Serie veröffentlicht „Aufräumen mit Marie Kondō“. Marie Kondō ist Profi-Aufräumerin. Ja, diesen Job gibt es. Sie hat ihn sozusagen selbst geschaffen. 2011 hat sie ihr erstes Buch The Life-Changing Magic of Tidying: A simple, effective way to banish clutter forever veröffentlicht und verspricht dabei mit Aufräumen Leben zu verändern. Das schien mir zuerst ein ähnlich fader Trick wie der Versuch von Müttern ihren Kindern Rosenkohl als kleine Fußbälle in Gemüseform näher zu bringen.

Verabschiede dich von Dingen, die dir keine Freude bringen

Marie Kondōs Maxime ist es nur Dinge zu behalten, die einem Freude bereiten. Sie sagt, es gehe nicht darum schonungslos Sachen auszusortieren, sondern die Dinge zu identifizieren, an denen man wirklich Freude hat. Daran musste ich denken als ich neulich meine Socken-Schublade aussortiert habe. Liebe Glitzersocken, ja, euch mag ich, ihr bringt mir Freude, genauso wie eure Kollegen mit den Punkten. Anders sieht es mit den seltsamen Kniestrümpfen aus, die ich noch nie wirklich mochte. Also weg damit. Halt, nicht so schnell. Frau Kondō rät sich von den auszusortierenden Gegenständen zu verabschieden. Dabei sei es wichtig sich dafür zu bedanken, dass die Dinge ihren Job getan haben wie z.B. die Füße warmgehalten haben. Klingt erstmal seltsam, aber Animismus(= das Beseelen von Dingen) ist in Japan ganz selbstverständlich.

Dinge haben eine Seele.

Dinge haben eine Seele. Das denken nicht nur Japaner, sondern auch die meisten Kinder sind davon überzeugt, dass es sich bei Objekten nicht nur um reproduzierbare Güter handelt. Die Psychologen Bruce Hood und Paul Bloom konnten das in einem cleveren Experiment nachweisen.

Sie präsentierten Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren zunächst ihre „Kopiermaschiene“ (siehe Abb. 1) und zeigten ihnen was die Maschine Tolles kann. Legt man in die eine Kiste eine Tasse, macht die Klappe zu, lässt die Lämpchen blinken und wartet kurz, kann man – oh Wunder – aus der zweiten Kiste eine identische Tasse entnehmen. Die Kinder fanden das großartig und wussten natürlich nicht, dass die Wissenschaftler bereits eine Tasse in Kiste zwei versteckt hatten.

Die Kinder hatten jeweils Gegenstände mitzubringen, die sie gerne hatten, z.B. eine Kuscheldecke. Als Hood und Bloom nun die geliebten Gegenstände in die Kopiermaschiene legten, protestierten ein Viertel der Kinder und den neuen Gegenstand – anstatt des alten – mit nach Hause nehmen, wollte kaum jemand. Sie wollten IHRE Dinge zurück, auch wenn die schon angeschmuddelt oder abgenutzt waren.

 

Abb. 1. Die Kopiermaschiene von Hood und Bloom, Foto aus Hood & Bloom (2008)

 

Die geteilte Haarbürste

Eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler um Carol Nemeroff und Paul Rozin fragten ihre Versuchsteilnehmer wie es sich anfühlen würde eine fremde Haarbürste zu benutzen. Dabei erklärten sie den Studienteilnehmern entweder, dass die Bürste bereits von einem engen Freund, vom Partner oder der Partnerin benutzt worden wäre oder gar von einer Person, die man unsympathisch oder unappetitlich findet. Natürlich sei die Bürste vor der Übergabe gründlich gereinigt und desinfiziert worden.

War die gereinigte Bürste angeblich vorher von einem Freund oder Partner benutzt worden, beurteilten die Studienteilnehmer die Erfahrung als neutral. Ganz anders sah das aus, wenn die Bürste vorher angeblich von einer ungeliebten Person benutzt worden war. Dies wurde als hoch aversiv beurteilt.

Nun drehten die Wissenschaftler die Frage um: Würden die Versuchsteilnehmer die eigene – gereinigte und desinfizierte – Haarbürste weitergeben. Bei Freunden und Lebensabschnittsgefährten herrschte große Bereitschaft. Ganz anders sah das aber aus, wenn sie die Bürste an einen Kriminellen weitergeben sollte. Diese Vorstellung wurde als stark unangenehm beurteilt. Nur kurz zur Einordnung: Wir sprechen hier immer noch von einer Haarbürste. Deutlich stärker wird die Ablehnung, wenn man Probanden bittet sich vorzustellen ein Hemd anzuziehen, das früher Hitler gehört hat.

Offenbar sind Dinge für uns doch mehr als reine Sachgegenstände. Scheinbar bleibt eine Art „Essenz“ des Benutzers in den Gegenständen zurück und daher betrifft es sowohl den alten wie auch den neuen Besitzer, wenn ein Gegenstand bei einer neuen Person einzieht. Besitztümer erzählen eine Geschichte und zeugen von der eigenen Vergangenheit und bilden einen Teil der Identität. Marie Kondō würde daher argumentieren Aufräumen kann als Akt innerer Erneuerung verstanden werden.

Ordnung halten

Aufgeräumt zu haben, ist eine feine Sache und wenn es mal passiert ist, fühlt es sich ziemlich gut an. Leider ist dies meist ein Zustand von begrenzter Dauer. Folgerichtig heißt daher Marie Kondōs zweites Buch Wie Wohnung und Seele aufgeräumt bleiben. Vielleicht sollte ich mir das mal zulegen, Ordnung halten habe ich bisher auf Netflix noch nicht gelernt.

 

 

 

Literatur

Hood, B. M. & Bloom, P. (2008). Children prefer certain individuals over perfect duplicates. Cognition, 106, 455-462.

Rozin, P., Nemeroff, C., Wane, M., & Sherrod, A. (1989). Operation of the sympathetic magical law of contagion in interpersonal attitudes among Americans. Bulletin of the Psychonomic Society, 27(4), 367-370.

 

Filed Under: Allgemein, Erstaunliche Effekte, Forschung vorgestellt, Tolle Effekte Tagged With: Aktuelle Forschung, Animismus, Aufräumen, Aussortieren, Forschung, Gute Vorsätze, Minimalismus, Psychologie, Seele, Turnschuhe

Verschlankung

19. Juli 2017 By Constanze Leave a Comment

Schlank ohne Kalorienzählen und intensive Sporteinheiten. Klingt großartig und funktioniert, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Allerdings geht es in diesem Schlankheits-Projekt nicht um Körperumfänge und Kilos, sondern um Besitztümer und einen schlanken Haushalt. Aus ziemlich aktuellem Anlass – ich ziehe um – frage ich mich aktuell sehr oft „brauch ich das noch“ bzw. „will ich dies oder jenes nochmal umziehen“. Obwohl ich generell eher an Dingen hänge und Minimalismus nicht wirklich meine Stärke ist – jeder, der bereits mein Reisegepäck gesehen hat – kann das bestätigen, habe ich das Gefühl zu viele Dinge zu besitzen. Ein Gefühl, das jeder, der umzieht, wohl nur zu gut kennt.

Minimalismus

Eine Probesitzung

Daher wird aktuell aussortiert, verkauft und gespendet was ich ungerne quer durch die Republik ziehen will. Dabei macht man auch immer wieder interessante Begegnungen. Diese Woche zum Beispiel. Online habe ich meine neun Jahre alte IKEA-Couch für recht wenig Geld zum Verkauf angeboten. Die Interessenten meldeten sich zahlreich und aus Fairness-Gründen wollte ich die Couch der Dame geben, die mich zuerst kontaktiert hat. Das war vor drei Wochen, die Couch steht immer noch bei mir. Allerdings sind wir schon einen Schritt weiter. Die junge Frau war letzte Woche zu Besuch, sie wollte gerne „probesitzen“. Gute Frau, was erwarten Sie von einer betagten IKEA-Couch zum Schnäppchenpreis? Am Dienstag war es soweit. Es klingelte an der Tür und da standen zwei junge Frauen. Klar, ein zweites Urteil beim Probesitzen von gebrauchten IKEA Polstermöbeln ist immer eine gute Idee. So saßen die beiden circa 15 Minuten auf meiner Couch und haben den Sitzeindruck auf sich wirken lassen, während ich das Möbelstück angepriesen habe. Am Ende stand fest, die Couch soll es sein. Abholen will die Käuferin sie nächste Woche, da bringt sie auch das Geld mit. Hoffentlich.

Mein neues Hobby: Bücher verkaufen

Außerdem habe ich ein neues Hobby: Mit der Momox-App Strichcodes von Büchern, CDs und Co. einscannen und mich manchmal freuen, eher aber wundern was man dafür noch kriegt. Um zu hohen Erwartungen vorzubeugen. Mein bisher bester Treffer war ein Kochbuch, das mir 8.45 EUR einbrachte. Bücher, die mal auf einer Bestseller-Liste waren, bringen ca. 15 Cent. Die erste Reaktion bei mir war Trotz, für so wenig Geld gebe ich das gute Buch dann auch nicht her. Die zweite Reaktion war schon rationaler und das Buch wanderte doch in die Kiste. Ein Teil weniger. Ein gutes Gefühl und besser als wegschmeißen.

Der Endowment-Effekt

Wären wir Menschen reine homo oeconomicus, wäre die Sache ganz klar. Dinge, die man nicht mehr will herzugeben und nur ein wenig Geld dafür zu bekommen, ist besser als sie zu behalten. Allerdings sind Menschen beim Verkauf von Dingen nicht rational. Objekten, die wir besitzen sprechen wir mehr Wert zu als Dingen, die wir nicht besitzen. vor allem wenn sie einen emotionalen Wert für uns haben. Das nennt man den Endowment-Effekt, zu Deutsch den Besitztumseffekt und ist seit den 80er Jahren bekannt.

Der Psychologe Daniel Kahnemann und seine Kollegen teilten Studenten in zwei gleich große Gruppen ein. Eine Gruppe bekam eine Tasse geschenkt (die Verkäufer), die andere Gruppe erhielt kein Geschenk (die Käufer). Nun sollten die Verkäufer angeben, für welchen Betrag sie die Tasse verkaufen würden und die Käufer sollten festlegen was sie bereit wären für die Tasse zu zahlen. Die Verkäufer wollten im Mittel 7$ für ihr Tasse, während die Käufer im Durchschnitt nur bereit waren 3$ dafür zu zahlen.

Verlust tut weh

 Verliert man einen 100-Euro-Schein ist der Ärger darüber größer als die Freude über einen 100-Euro-Schein, den man unerwartet auf der Straße findet. Psychologen nennen das Verlustaversion. Die Reaktion auf einen Verlust ist stärker als auf einen Gewinn in gleicher Höhe. Daher streben Menschen danach Verluste so gering wie möglich zu halten.

Das Ganze funktioniert auch bei Dingen, die uns fast gehören. Dadurch erklären sich z.B. die irrational hohen Geboten zum Schluss von Versteigerungen.

Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass die Interessentin meine Couch ausprobiert hat. Schließlich konnte sie bereits erleben wie es wäre, wenn das Sofa ihr Sofa wäre. Ob sie es nächste Woche wirklich abholt? Ich bin optimistisch, denn sie weiß, dass ich noch eine sehr interessierte Interessentin als Backup habe und diesen „Verlust“ will sie sicher nicht riskieren.

 

Literatur

Kahneman, D., Knetsch, J. L., & Thaler, R. H. (1991). Anomalies: The endowment effect, loss aversion, and status quo bias. The journal of economic perspectives, 5, 193-206.

 

Filed Under: Allgemein, Emotionen, Forschung vorgestellt, Tolle Effekte Tagged With: Forschung, Haushalt, Minimalismus, Psychologie, schlank, Schlanksein, Umzug, Wissenschaft, zu verkaufen

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Mein Name ist Constanze und ich bin promovierte Psychologin. Ich mag gute Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse, die einem helfen das Leben besser zu verstehen.

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